Amiata/Südliche Maremma
Pienza - Castel del Piano - Albiano

Freitag: Gegen 830 geht es los, zunächst den Schotterweg zurück zur Hauptstraße, und dann weiter nach Pienza. Der Berg- und Talfahrt folgt hinter Pienza eine lange Abfahrt, bis es dann zunächst bis San Quirico d’Orcia ohne große Geländebewegungen entlanggeht. Auch heute früh scheint wieder die Sonne, in den Tälern liegt noch malerisch der Bodennebel. San Quirico d’Orcia streifen wir nur am Rande, von hier führt auf der Landstraße zunächst eine Abfahrt tief ins Tal hinunter, der ein ebenso steiler, aber nicht ganz so langer Anstieg folgt. Im nächsten Tal überqueren wir das Flüsschen Asso und durchrollen Torrenieri. Die folgenden neun Kilometer geht es ständig bergauf, zuerst noch sanft, aber nach hinten hinaus wird es immer steiler. Dabei haben wir die meiste Zeit die Silhouette des auf dem Hügel thronenden Blick auf MontalcinoMontalcino im Blick, entfernt im Dunst der Sonnenstrahlen liegend. Nachdem wir die schweißtreibenden 260 m Höhenunterschied bewältigt haben, rollen wir gegen Mittag unsere Räder durch das Stadttor. Am Rathaus kaufen wir ein paar Süßigkeiten und Pizza, begeben uns dann zum höchsten Punkt der Stadt, Palazzo Comunale dem Castello, und machen auf einer Wiese Rast. Während der nächsten 25 min ändert sich nicht nur unser Sättigungsgefühl, sondern auch der Himmel dreht von wolkenlos auf bedeckt. Bevor wir weiterradeln, geht es noch einmal in die Stadt, wo wir uns von außen den Dom anschauen. Die folgenden sieben Radkilometer dienen der Erhöhung des Durchschnitts, den es geht nur bergab. In Castelnuovo dell’ Abate zweigen wir ab und besuchen das ein Kilometer entfernte Kloster Sant’ Antimo. Die Benediktinerabtei aus dem achten Jh. gehörte im frühen Mittelalter zu den mächtigsten Klostern. Unser Zeitplan ist allerdings begrenzt, so dass wir die Anlage nur von außen betrachten und einen kurzen Blick ins Innere werfen können, auf die gregorianischen Gesänge müssen wir verzichten. Von Castelnuovo geht es noch einmal knapp drei Kilometer bergab, bis mit Stazione Monte Amiata auf 185 m Höhe der tiefste Punkt der heutigen Tour erreicht ist, im doppelten Sinne. Denn am Ende der Abfahrt passiert die erste Panne, indem eine Speiche meines Hinterrades bricht. ImKloster Sant' Antimo gesamten Rad ist nun eine gewaltige Acht, was sich auch durch einen notdürftigen Reparaturversuch nicht ändert. Da hier weder ein Fahrradladen ist noch Züge mehr fahren, bleibt nichts anderes übrig als die Fahrt so fortzusetzen. Auf den nächsten acht Kilometern geht es wieder stetig bergauf, am Col de Poggio sind knapp 300 Höhenmeter geschafft. Die folgende Abfahrt von 80 Höhenmetern ist fast noch anstrengender als der Anstieg, denn ich kann nur noch die Vorderradbremse benutzen. Vom Tal unterhalb der auf einem Hügel gelegenen Ortschaft Seggiano geht es wieder stetig bergauf, bis nach ca. sieben Kilometern und 230 m Höhendifferenz Castél del Piano erreicht. Wir müssen die auf 635 m Höhe gelegene Stadt noch durchqueren, ehe wir den Zeltplatz erreichen. Hier erfahren wir dann unerwartete Hilfe von den Inhabern, zwei älteren Leuten. Der Mann erkundigt sich Arcidosso, wie lange der dortige Radhändler noch geöffnet hat. Als sich herausstellt, dass es am günstigsten ist, noch heute Abend vorbei zu schauen, bietet er an, mich samt Rad dorthin zu fahren. Ein Angebot, das ich dankend annehme. Die Reparatur geht relativ schnell von statten, in einer halben Stunde ist die Speiche ausgewechselt und alles wieder zusammen gebaut. Wieder auf dem Zeltplatz, bedanke ich mich nochmals sehr herzlich. Nachdem auch Franziska vom Einkaufen wieder zurück ist, kann das Essen auf der Terrasse des Zeltplatzes zubereitet werden, welche mit tückischen Holzbänken ausgestattet ist. Wir unterschätzen die nicht vorhandene Statik der Holzbank indem wir uns auf die gleiche Seite setzen, und kippen in Zeitlupe nach hinten um, Essen und Bierflasche in der Hand haltend. Ein großer Teil der Spaghetti hat sich auf uns verteilt, so dass wir erstmal alles soweit möglich reinigen müssen, das Bier ist noch in der Flasche. Vorausschauend hatten wir glücklicherweise mehr als sonst gekocht, dadurch bleibt für jeden noch ein voller Essnapf übrig. Gegen 2200 beenden wir den pannenreichen Tag mit dem Gang in die Schlafsäcke.

Unterkunft:

Camping Residence AmiataWir übernachteten auf dem Camping Residence Amiata, Via Roma 15, Castelpiano, welche von einem älteren Ehepaar geführt wird, dessen Hilfsbereitschaft beispielhaft ist. Der Platz selbst ist gepflegt und durch den großen Baumbestand sehr schattig, die sanitären Anlagen sind etwas in die Jahre gekommen. Für die Übernachtung in der Nebensaison bezahlten wir komplett 17,10 €.


Sonnabend: Gegen 930 machen wir wieder auf den Weg. Nach kurzem Bergauf können wir die Räder bis ins zwei Kilometer entfernte Arcidosso rollen lassen, bevor es die nächsten dreieinhalb Kilometer bis auf den Scheitelpunkt der gesamten Tour in knapp 830 m Höhe hinauf geht. An der dortigen Wegkreuzung entscheiden wir uns aufgrund mangelnder Übernachtungsalternative, den direkten Weg in Richtung Meer zu nehmen. Zunächst geht es noch mal  kurz bergab und bergauf, bis die Straße im Anschnitt unterhalb des Monte Labbro nahezu ohne größere Höhenbewegungen verläuft. Nach diesen ca. fünf Kilometer Panoramastraße kommt die erste längere Bergabfahrt. Relativ schnell geht es knappe 150 m tiefer,Semproniano wir passieren Petricci und erreichen gegen Mittag Semproniano auf 622 m Höhe. Hier machen wir einen kurzen Abstecher in den mittelalterlichen Dorfkern, und laufen durch die steilen und engen Gassen bis zum höchsten Punkt des Dorfes, der Rocca Aldobrandesca. Hinter Semproniano fällt das Gelände sehr steil ab, nach fünf Kilometer Fahrt durch zahlreiche enge Kurven bewegen wir uns in Nähe der 200m Höhenlinie. Gegen 1300 ist dann das erste Ziel des Tages erreicht, die Saturnia Termen. Bei wolkenlosem Himmel sind wir wie erwartet nicht die einzigen, die ein Bad nehmen wollen. Der Sicherheit wegen gehen wir dann getrennt ins Wasser, jeder bleibt ca. 15 min. im knapp 38°C warmen Nass und entspannt unter dem azurnen Himmelsdach. Anschließend erklimmen wir auf den folgenden zwei Kilometer die nächste Anhöhe, auf der wir schließlich Rast machen und von wo sich ein schöner Gesamtblick auf die Termen ergibt. Nach zwanzig Minuten Pause geht es weiter in Richtung Montemerano. Wir passieren das auf einer Anhöhe liegende Dorf und fahren wieder mehrere anstrengende Kilometer bergauf, bis nach einer Stunde endlich Manciano ins Blickfeld rückt. In der 444 m hoch gelegenen Kleinstadt ist gegen 1530 noch alles in Siestastimmung, so dass wir ohne zu verweilen weiterfahren. Jetzt geht es Saturnia Thermenwieder stetig bergab, was die Durchschnittsgeschwindigkeit etwas nach oben treibt. Auf den letzten zehn Kilometern bis zur Küste tritt ab Marsiliana heftiger Gegenwind in Erscheinung. 1700 erreichen wir Albiano, wo die Landstraße unvermittelt in die Schnellstraße Via Aurelia einmündet. Nach einiger Suche finden wir doch aber den Weg, der hinüber auf die Tombola di Gianella führt, wo sich die Zeltplätze befinden. Beim ersten haben wir kein Glück, denn dieser hat nur noch heute geöffnet. Da unsere Lust zur Weiterfahrt nach der bisher längsten Etappe nicht mehr stark ausgeprägt ist, nehmen wir den nächst besten Zeltplatz, Village Il Veliero, obwohl dieser nicht sehr einladend wirkt. Bei Wein und starken Mückenbefall klingt der Tag dann aus.

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